Seit Mitte Juni 2016 gibt es im niederösterreichischen Waldviertel ein neues Wegenetz zu den schönsten Winkeln des waldreichen Hochlandes. Der neue Natur-Trail ist auch mit Kindern ein tolles Erlebnis.
Das Waldviertel liegt etwas abseits der großen Touristenströme. Zum Glück. So lässt sich hier noch trefflich in Ruhe und Einsamkeit schwelgen. Das Waldviertel bietet zwar keine höchsten Berge oder tiefsten Schluchten. Vielmehr liegt der Reiz hier in der Vielfalt und in der Stille: urtümliche Moore, ruhige Waldflüsse mit Wasserfällen und Rauschestrecken, bemooste Granitfelsformationen, Waldschluchten, unter Felsen verborgene Bäche. Der Mitte Juni eröffnete neue „Bärentrail“ erschließt eine Reihe verborgener und wenig besuchter Naturschönheiten, darunter auch eine bislang nahezu unbekannte wilde Granitschlucht am Großen Kamp.
Start- und Zielpunkt des neuen Naturwegenetzes ist der von der Tierschutzorgansiation Vier Pfoten geführte „Bärenwald Arbesbach“. Die Initiatoren – der „Bärenwald“ und die Gemeinden Arbesbach, Altmelon und Rappottenstein – haben eine viertägige und eine eintägige Variante geschaffen: der Große und der Kleine Bärentrail. Die Wege sind mit Infotafeln ausgestattet, Bärentatzen-Symbole weisen die Route.
Mehrtägige Trekkingrouten mit umfassenden Online- und Print-Infos sowie Partnerbetrieben in den Bereichen Zimmervermietung und Gastronomie gibt es nicht so viele in Österreich. Die Website baerentrail.at soll es leichter machen, einen mehrtägigen Wanderurlaub unkompliziert zu organisieren.
Obwohl der Bärentrail auf Grund der eher langen Tagesetappen vornehmlich ein Angebot für erwachsene „Trailer“ darstellt, bietet das Wegenetz auch viele Möglichkeiten für bärige Erlebnisse für Kinder.
Der Kleine Bärentrail etwa lässt sich auch als Zweitagestour angehen – etwa mit Übernachtung am halben Weg in Altmelon. Am Weg von Arbesbach nach Altmelon liegen die moosigen Felsformationen Arbesberg und Teufelsmauer, mit jeder Menge Verstecke und Kraxelfelsen. Von Altmelon aus sind die Granitfelsformationen Luaga Lucka und Farthofer Höhle leicht erreichbar – ausnehmende Paradiese für Stöpsel mit Bewegungsdrang. Am zweiten Tag könnte am Weg zum Bärenwald Arbesbach das Moorgebiet Meloner Au ausgekundschaftet werden, am besten mit kundiger Führung durch Elfie Grünsteidl (Infos: baerentrail.at/erlebnisorte).
Beim Badeteich in Arbesbach darf gezeltet werden. Wie der Name schon sagt: der Teich mit Freizeitanlagen wurde zum Schwimmen geschaffen (Info: baerentrail.at/essen-und-schlafen). Von hier aus sind die Ruine Stockzahn in Arbesbach (Besichtigung: baerentrail.at/erlebnisorte) und der wildromantische Höllfall gut erreichbar (Plantsch-Möglichkeit am ruhigen Kampfluss oberhalb der Stromschnellen; Hin- und Rückweg am großen Bärentrail).
Auch in Kirchbach sind Camper willkommen (beim Skilift). Das wunderschöne „Paradies“ – einsames Waldtal mit Stromschnellen und vielen Felsen – ist etwa eine Stunde entfernt. Das Waldbad, die Burg Rappottenstein und die Kleine Schütt sind als Tagestour machbar: am Bärentrail über Rappottenstein zum Waldbad und zur Kleinen Schütt; ab der Brücke bei der Kleinen Schütt über den Weg „Die Kraft des Wassers“ hinauf nach Rappottenstein und ab dort retour am Bärentrail nach Kirchbach (entgegen der markierten Richtung).
Wer sich im Gasthof Seidl in Pretrobruck einmietet, kann sowohl den Höllfall als auch den Lohnbachfall in kürzeren Wanderungen erreichen. Diese Plätze bieten nicht nur wildromantische Ansichten sondern auch viele Natur-Spielmöglichkeiten. Der Große Kamp und der Lohnbach sind zwar zu klein um richtig zu schwimmen, sie sind aber bestens für Plantschen und Wasserspiele geeignet.
Und nicht zuletzt gibt es da ja auch die Bären. Und zwar echte, große Teddys, die mit etwas Glück aus kurzer Entfernung beobachtet werden können. Die acht Bären im Bärenwald Arbesbach mussten früher unter schlechten Haltungsbedingungen leiden. Seit Vier Pfoten sie da rausgeholt hat, leben sie auf 14.000 Quadratmetern in großen, vorbildlich artgemäß gestalteten Freigehegen. Vier Pfoten sorgt nicht nur für ihre gute Ernährung und tierärztliche Betreuung, sondern kümmert sich auch darum, dass den Tieren nicht fad wird – etwa mit verstecktem oder hoch an Bäumen angebrachtem Futter, das sich die Bären erst erarbeiten müssen.
Bärentrail-Infos:
Das Tatzensymbol ist das Bärentrail-Logo und weist den Trailern den Weg. Alle Infos sind auf der Website baerentrail.at leicht zu finden. Eine Online-Karte und downloadbare GPS-Daten des Trails bieten papierlose Orientierung. Auf der Website finde sich auch Infos über Anreise, Essen und Schlafen.
Die Route des Großen Bärentrails:
Bärenwald Arbesbach – Tannermoor – Arbesbach – Höllfall – Paradies – Rappottenstein / Kirchbach Schütt – Lohnbachfall – Luaga Lucka – Altmelon – Meloner Au – Bärenwald
Die Route des Kleinen Bärentrails:
Bärenwald – Arbesbach – Teufelsmauer – Luaga Lucka – Altmelon – Meloner Au – Bärenwald